Grammatikator: Regeln und Texte der Übungen

Hinweise zum Thema: 1.2.1 Verb: Tempus: Präsens bis Futur II

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Hinweise zu den Übungen

In den formalen Übungen zur Konjugation sind jeweils 10 Verben zu konjugieren, insgesamt also je 60 Verbformen. In den Einsetzübungen sind in jeweils 10 Sätzen kontextabhängig Verbformen zu vorgegebenen Infinitiven zu ergänzen.

Die Übungen dürften Muttersprachlern recht einfach erscheinen, die Zielgruppe sind eher Nichtmuttersprachler, die Deutsch als Fremdsprache lernen.

Sobald man sicher im Gebrauch aller Formen ist, kann und sollte man sich anderen Übungen zuwenden.

Zur Erinnerung und als Vorbemerkung

Verben gehören zu den flektierbaren (= veränderbaren) Wortarten, es gibt also unterschiedliche Formen ein und desselben Wortes, zum Beispiel neben dem Infinitiv gehen: ich gehe, du gingst, er ist gegangen, gehend, gegangen.

Die Formveränderung des Verbs nennt man Konjugation (beim Substantiv: Deklination).

Verben bilden das Prädikat des Satzes. Das Prädikat kann einfach oder zusammengesetzt sein:

Der Teil des Prädikats, der sich mit der Person und dem Numerus verändert, ist die finite Verbform.

Verwendet man ein Verb in einem Satz, so beugt man es. Das heißt, man verändert es entsprechend der Person, dem Numerus, dem Tempus, dem Modus und dem Genus verbi. Ein Verb im Satz enthält also Informationen in fünf Kategorien.

  1. Ich trinke ein Glas Wasser. (1. Person, Singular, Präsens, Indikativ, Aktiv)
  2. Peter und Hans kamen zu spät. (3. Person, Plural, Präteritum, Indikativ, Aktiv)
  3. Könntest du mir bitte helfen? (2. Person, Singular, Präteritum, Konjunktiv, Aktiv)
  4. Neue Häuser werden gebaut. (3. Person, Plural, Präsens, Indikativ, Passiv)
  5. Sprich nicht immer so viel! (2. Person, Singular, Präsens, Imperativ, Aktiv)

An den Beispielen sieht man, dass jedes Verb Informationen zu allen fünf Kategorien enthält. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine einfache oder eine zusammengesetzte Verbform handelt.

Daraus ergibt sich ein Problem: Im Folgenden werden die Kategorien des Verbs beginnend mit dem Tempus einzeln beschrieben, aber eigentlich treten sie nicht einzeln auf. Um nicht alles auf einmal zu beschreiben, steht am Anfang das Einfachere, danach folgt das Schwierigere.

Die Folgenden Ausführungen zum Tempus (Plural: Tempora) und zum System der Zeitformen sind für Interessierte gedacht. Wer es eilig hat oder nur eine bestimmte Zeitform üben will, findet die entsprechenden Informationen bei den Übungen zur jeweiligen Zeitform.

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Zeit und Tempus

Die Kategorie Tempus bezeichnet das System der Zeitformen der Grammatik einer Sprache. Obwohl man in der Umgangsprache Zeit und Tempus synonym verwendet, bedeutet grammatische Zeitform nicht das Gleiche wie Zeit. In der Realität gibt es nur die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft, wobei wir uns immer in der Gegenwart befinden. In der Grammatik vieler Sprachen gibt es jedoch mehr als drei Zeitformen, im Deutschen sind es sechs.

Das liegt daran, dass sich die grammatischen Zeitformen nicht nur auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beziehen, sondern auch darauf, in welche zeitliche Beziehung der Sprecher die Ereignisse stellen will, über die er spricht.

Die grammatischen Möglichkeiten bzw. das grammatische Repertoire unterscheiden sich dabei von Sprache zu Sprache, was beim Lernen einer Fremdsprache zu Schwierigkeiten führen kann, wenn man das Konzept, das hinter der grammatischen Form der Fremdsprache steht, nicht versteht, weil es in der Muttersprache anders gelöst oder nicht vorhanden ist.

Hier sei an die alten Griechen erinnert, die die Grammatik zu den sieben grundlegenden Wissenschaften zählten und sagten, wer keine Grammatik kennt, der kann auch nicht richtig denken, denn ihm fehlt das Werkzeug zum Denken - die Sprache. Und wie soll jemand das Werkzeug Sprache verwenden, wenn er nicht weiß, wie man damit umgeht, welche Konzepte hinter der Verwendung stehen? Doch nun von den Griechen zurück zur Kategorie des Tempus.

Wenn jemand spricht, so tut er das immer in der Gegenwart, er tut es jetzt. Der Sprechmoment ist also immer in der Gegenwart. Und der Sprecher setzt das, worüber er spricht, in Beziehung zu diesem Sprechmoment.

Wenn du diese Zeilen liest, bin ich schon tot ...
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Die Tempora (Zeitformen)

Die Übersicht zeigt mögliche zeitliche Verhältnisse der Aussage bzw. der Aussagen zum Sprechmoment.

1. Präsens

Sprechmoment und Inhalt der Aussage sind identisch oder der Inhalt der Aussage gilt grundsätzlich bzw. immer.

Mit Hilfe lexikalischer Mittel kann das Präsens auch Zukunftsbezug haben.

2. Präteritum

Der Inhalt der Aussage liegt in der Vergangenheit vor dem Sprechmoment und ist abgeschlossen.

Achtung! Umgangssprachlich wird häufig das Perfekt statt des Präteritums genutzt.

3. Perfekt

Der Inhalt der Aussage liegt in der Vergangenheit vor dem Sprechmoment und ist abgeschlossen oder hat eine Beziehung, die bis zum Sprechmoment reicht.

4. Plusquamperfekt

Die Inhalte von zwei Aussagen liegen in der Vergangenheit vor dem Sprechmoment und sind abgeschlossen. Der Inhalt einer Aussage (Plusquamperfekt) liegt zeitlich vor dem Inhalt der anderen Aussage (Präteritum) und ist abgeschlossen.

5. Futur I

Der Inhalt der Aussage liegt in der Zukunft nach dem Sprechmoment. Die Aussage kann ein Versprechen beinhalten.

6. Futur II

Der Inhalt der Aussage liegt in der Zukunft nach dem Sprechmoment und ist in der Zukunft abgeschlossen.

Anmerkung

In der Übersicht geht es um formale Kriterien der Kategorie Tempus des Verbs. Weiterführende Informationen finden Sie bei der Beschreibung der einzelnen Tempora.

Das Problem der genauen Funktionsbestimmung der Tempora ergibt sich zum einen aus der Übernahme der Tempusbezeichnungen aus dem Lateinischen, wobei die deutsche Grammatik der lateinischen nicht 1:1 entspricht. Zum anderen werden die Funktionen der Kategorie Tempus insbesondere durch die Kategorie Modus und die konkrete Sprechsituation mitbestimmt. Man kann aber nicht alles auf einmal lernen und üben ...

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