In den Übungen zur Rektion der Präpositionen sind die auf die Präposition folgenden Wörter (Artikel, Adjektiv, Pronomen und ggf. Substantiv) in der entsprechenden Form zu ergänzen. Die einzusetzenden Wörter sind im Nominativ bzw. in ihrer Grundform vorgegeben.
Schwerpunkt der Übungen ist also nicht das Verwenden bestimmter Präpositionen, sondern die Veränderungen innerhalb der präpositionalen Wortgruppe.
Für die Übungen mit vorgegebenem Kasus ist der entsprechende Kasus auch für Präpositionen mit schwankendem Kasus zu verwenden. In den gemischten Übungen ist der zu verwendende Kasus bei den entsprechenden Präpositionen anhand der Substantivform erkennbar.
Je Übung sind 10 Sätze zu bearbeiten.
Die Übungen dürften den meisten Muttersprachlern recht einfach erscheinen, die Zielgruppe sind eher Nichtmuttersprachler, die Deutsch als Fremdsprache lernen.
Die Präposition
Präpositionen (Verhältniswörter) gehören zu den nicht flektierbaren (= unveränderbaren) Wortarten.
Die 20 am häufigsten gebrauchten Präpositionen sind laut Duden-Grammatik (sortiert nach Häufigkeit der Verwendung):
in, mit, von, an, auf, zu, bei, nach, um, für, aus, vor, über, durch, unter, gegen, hinter, bis, neben, zwischen
Stellung
Der Ausdruck Präposition (lat.: das Vorangestellte) bezieht sich auf die Wortstellung. Die meisten (einfachen) Präpositionen stehen vor dem Bezugswort, mit dem sie die präpositionale Wortgruppe (auch: Präpositionalgruppe oder Präpositionalphrase) bilden. Es gibt aber auch nachgestellte und sogar die Präpositionalgruppe umrahmende komplexe Präpositionen:
vorangestellt: in der Schule
nachgestellt: den Weg entlang
umrahmend: um Gottes willen
Präpositionen, die dem Bezugswort voran- oder nachgestellt sein können, sind:
entgegen, entlang, entsprechend, gegenüber, gemäß, nach (im Sinne von gemäß, entsprechend), ungeachtet, wegen, zufolge
Grundsätzlich dem Bezugswort nachgestellte Präpositionen sind:
der Umstände halber
meinen Eltern zuliebe
seinem Willen zuwider
Bedeutung und Funktion (präpositionale Verhältnisse)
Präpositionen kennzeichnen bestimmte Verhältnisse wie Ort, Zeit oder Grund usw. (daher die deutsche Bezeichnung Verhältniswörter). Beispiele dafür sind:
Ort: in der Schule
Zeit: in zwei Wochen
Bedingung: in diesem Fall
Art und Weise: in/mit roter Farbe
neutral: in jemanden verliebt sein
Kasuszuweisung in der Präpositionalgruppe
Präpositionen bestimmen den Kasus des dazugehörigen Wortes bzw. der Wörter der Präpositionalgruppe, wenn das Wort kasusfähig ist (Substantiv, Artikel, Adjektiv, Pronomen). Diese Eigenschaft der Präpositionen nennt man Rektion. Man sagt auch: Die Präposition regiert den Kasus.
Sie macht das aus Gründen, die niemand kennt. (das Substantiv Gründe steht im Dativ Plural)
Sie tat es aus dem Grund, ... (der Artikel der steht im Dativ, der Dativ bei Grund ist nicht markiert)
Sie tat es aus gutem Grund. (das Adjektiv gut steht im Dativ, der Dativ bei Grund ist nicht markiert)
Mit Gutem kann mal viel bewirken. (das substantivierte Adjektiv Gutes steht im Dativ)
Peter entschuldigte sich für sein schlechtes Benehmen. (das Possessivpronomen sein und das Adjektiv schlecht stehen im Akkusativ, der Akkusativ bei Benehmen ist nicht markiert)
Er macht das für seinen kranken Vater. (das Possessivpronomen sein und das Adjektiv krank stehen im Akkusativ, der Akkusativ bei Vater ist nicht markiert)
Er macht das für ihn. (das Personalpronomen er steht im Akkusativ)
Folgen auf eine Präposition mehrere Substantive, dann steht gewöhnlich die undeklinierte Form ohne Artikel:
Die Polizei machte Angaben zu Größe, Alter und Geschlecht des Täters.
Hinweis: Steht hinter der Präposition nur ein Substantiv ohne Artikel, dann ist der Kasus häufig nicht erkennbar. Man kann den Kasus sichtbar machen, indem man das Substantiv durch das Personalpronomen ersetzt: für Vater → für ihn.
Tritt eine Präposition hingegen mit einem Adverb auf, so bleibt das Adverb unverändert, da Adverbien nicht flektierbar und damit auch nicht deklinierbar sind.
nach links gehen (ohne Kasusrektion)
von unten kommen (ohne Kasusrektion)
seit gestern krank sein (ohne Kasusrektion)
Achtung! Auch Adjektive können ohne Kasusrektion auftreten, wenn das Adjektiv der Kern der Präpositionalgruppe ist.
etwas für gut befinden (ohne Kasusrektion)
etwas für schlecht halten (ohne Kasusrektion)
Verschmelzung von Präposition und bestimmtem Artikel
Im Dativ und/oder Akkusativ können manche Präpositionen mit dem bestimmten Artikel (im Singular) zu einer Wortform verschmelzen. Das betrifft insbesonders einfache, kurze und häufig vorkommende Präpositionen wie in, an, von, zu, bei, vor, für, durch, auf, um, aber auch hinter, neben, über, unter.
Folgende Präpositionen verschmelzen häufig mit dem bestimmten Artikel:
im Kino einen Film sehen (in + dem)
ins Kino gehen (in + das)
am Fenster stehen (an + dem)
ans Fenster kommen (an + das)
vom ersten (von + dem) bis zum zehnten Mai (zu + dem)
zur Schule gehen (zu + der)
zum Bäcker gehen (zu + dem)
beim Bäcker einkaufen (bei + dem)
Bei den Präpositionen für, durch, auf, um, hinter, über, unter ist die Verschmelzung weniger häufig, aber möglich. Bei idiomatischen Redewendungen ist sie obligatorisch.
fürs Leben lernen
durchs Feuer gehen
aufs Maul hauen
ums Leben kommen
hinters Licht führen (täuschen)
übers Ohr hauen (betrügen)
Hier sieht es aus, wie bei Hempels unterm Bett. (besonders unordentlich)
etwas unters Bett legen
Die folgenden Hinweise zur Verschmelzung richten sich insbesondere an Nichtmuttersprachler, aber auch an sprachlich Interessierte.
Obligatorische Verschmelzungen
Bei an, am, aufs, beim, im, ins, vom, zum, zur ist die Verschmelzung von Präposition und bestimmtem Artikel in vielen Fällen obligatorisch. Diesen Verschmelzungen ist gemeinsam, das der bestimmte Artikel keine Zeigefunktion hat (der bestimmte Artikel ist nicht ohne Veränderung der Bedeutung durch ein Demonstrativpronomen ersetzbar). Das gilt:
vor substantivierten Verben:
beim Arbeiten stören, zum Spielen mitbringen, vom Üben müde sein
vor substantivierten Adjektiven:
aufs Ganze gehen, im Guten sagen, ins Grüne fahren, ins Reine schreiben, zum Wahren streben
vor Abstrakta und Stoffbezeichnungen:
ins Vertrauen ziehen, im Wasser schwimmen, ins Wasser gehen, vom Alkohol benebelt sein
vor Datums- und vielen Zeitangaben:
am ersten Mai, vom dritten bis zum fünften Juli
am Morgen, am Vormittag, am Tag, am Abend, am Montag, am Wochenende
aber: an/zu Weihnachten/Ostern/Pfingsten
vor Unika und geographischen Eigennamen:
zur Sonne sehen, zum Mond fliegen, beim Papst eine Audienz haben, im Spreewald wohnen, ins Elbsandsteingebirge reisen, ans Schwarze Meer fahren, am Rhein spazieren gehen
vor Substantiven, die etwas Bestimmtes (Gegenstand (einschließlich Personen)/Ort) bezeichnen und sowohl dem Sprecher als auch dem Hörer oder allgemein bekannt sind:
Ich gehe zum Arzt, zum Briefkasten, zur Kirche, zum Bus, ins Haus, ans Fenster, zum Bäcker, zum Fleischer, zur Apotheke. Du stehst am Fenster. Sie arbeitet im Büro, beim Bäcker, am Computer.
Hinweis: Bei Ich gehe zum Arzt. fehlt das demonstrative (zeigende) Element, der Arzt ist bekannt. Es ist der Arzt, zu dem man immer oder bei bestimmten Problemen geht. Anders ist es in folgendem Fall: Du sollst zu dem Arzt gehen, den ich dir empfohlen habe. Noch ein Beispiel: Bei dem (diesem) Bäcker kaufe ich nur Brot, denn er bäckt keinen guten Kuchen. Wenn ich Kuchen will, gehe ich zum Bäcker am Bahnhof.
vor/innerhalb von festen Wendungen (Funktionsverbgefüge und Idiome):
zum Erfolg kommen, zum Abschluss bringen, beim Wort nehmen, zum Narren halten, bis aufs Blut streiten, unterm Strich Verlust machen, hinters Licht führen
Bezüglich der Rektion unterscheidet man Präpositionen
mit dem Akkusativ,
mit dem Dativ,
mit dem Genitiv,
mit zwei bzw. schwankenden Kasus.
Zur letzten Gruppe gehören die Wechselpräpositionen (an, auf, in, hinter, neben, über, unter, vor, zwischen), die extra behandelt werden (s. Thema 1.6.2 Wechselpräpositionen), und Präpositionen, die im Kasus schwanken, aber (im Gegensatz zu den Wechselpräpositionen) keinen Einfluss auf die Bedeutung der Präpositionen haben. Die Kasusschwankungen zeigen den sich vollziehenden Sprachwandel.
Die am häufigsten verwendeten Präpositionen regieren den Akkusativ und den Dativ, weshalb sie zuerst behandelt werden. Die Präpositionen mit dem Genitiv folgen danach, obwohl es relativ viele davon gibt. Sie werden aber seltener gebraucht.
Häufig gebrauchte Präpositionen mit dem Dativ sind:
ab, aus, außer, bei, binnen, dank, entgegen, gegenüber, mit, nach, seit, von, zu
Beispiele für den Gebrauch
Die Straße ist ab der nächsten Kreuzung gesperrt.
George kommt aus den USA.
Alle außer mir lachten.
Treffen wir uns bei dir oder bei Hans?
Binnen einer Woche gewann der Lehrer die Herzen seiner Schüler.
Wir konnten das Spiel nur dank seinem Einsatz gewinnen.
Warum handelst du entgegen meinem Rat?
Der Friedhof befindet sich gegenüber der Kirche.
Kommst du mit mir mit?
Bitte nach Ihnen!
Ich warte seit Jahren auf einen Lottogewinn.
Von wem hast du dieses Geschenk bekommen?
Gehen wir zu dir oder zu mir?
Bei folgenden Präpositionen schwankt der Kasus, auch der Genitiv ist möglich:
binnen: Die Arbeit muss binnen eines Tages erledigt werden.
dank: Wir konnten das Spiel nur dank seines Einsatzes gewinnen.
Hinweis zu außer
In außer Hauses (jemand ist nicht mehr im Haus) und außer Landes (jemand ist nicht mehr im Land) steht nach außer der Genitiv. In der Wendung Wir verkaufen auch außer Haus. bleibt Haus undekliniert.
Anlässlich des Jahrestages des Mauerfalls gibt es morgen ein Konzert.
Peter kaufte anstatt eines Eimers eine Schüssel.
Er lebte fern des Trubels in einem ruhigen Vorort der Stadt.
Die Stromversorgung war infolge eines Sturms unterbrochen.
Was willst du jenseits des Horizonts finden?
Laut eines amtlichen Schreibens muss ich Angaben zur Größe meines Grundstücks machen.
Du solltest die Schule um deiner Zukunft willen etwas ernster nehmen.
Sie traten die Reise trotz dichten Nebels an.
Paul kam wegen eines Staus zu spät zur Arbeit.
Ich wünschte mir zeit meines Lebens, die deutsche Grammatik zu beherrschen.
Bei den folgenden Präpositionen schwankt der Kasus, auch der Dativ ist möglich:
(an)statt: Peter kaufte anstatt einem Eimer eine Schüssel.
laut: Laut einem amtlichen Schreiben muss ich Angaben zur Größe meines Grundstücks machen.
fern: Er lebte fern allem Trubel in einem ruhigen Vorort der Stadt.
trotz: Sie traten die Reise trotz dichtem Nebel an.
wegen (vorangestellt, nachgestellt immer mit Genitiv): Paul kam wegen einem Stau zu spät zur Arbeit.
Hinweis zu laut
Folgt der Präposition laut ein artikelloses Substantiv, verwendet man die undeklinierte Form:
laut Befehl, laut Gesetz, laut Schreiben vom 12. Juni, laut Vorschrift
Hinweis zu wegen
In Verbindung mit Personalpronomen wird bei der Präposition wegen in der gesprochenen Sprache häufig der Dativ verwendet: wegen mir/dir/ihm/ihr/uns/euch/ihnen. Der Genitiv ist gehobener Sprachstil: wegen meiner/deiner/seiner/ihrer usw.
Bedeutungsgleich mit wegen + Personalpronomen sind die Adverbien meinetwegen, deinetwegen, seinetwegen, ihretwegen, unsertwegen, euertwegen: Wir haben das Spiel wegen dir verloren. Wir haben das Spiel deinetwegen verloren.