Der Orthograph - Regeln und Einsetzübungen

Regeln zum Thema 1: Zeichensetzung (EÜ)

1.7 Das Komma bei Aufzählungen

Eule

Man setzt Kommas zwischen die Glieder einer Aufzählung, es sei denn, dass sie durch und, oder, beziehungsweise/bzw., sowie (= und), wie (= und), entweder ... oder, nicht ... noch, sowohl ... als (auch), sowohl ... wie (auch) oder durch weder ... noch verbunden werden.

Ganz allgemein lässt sich sagen: Man kann einzelne (1) Wörter, (2) Wortgruppen und (3) Teilsätze aufzählen.

  1. Ich habe Butter, Brot und Marmelade gegessen.
  2. Ich habe irische Butter, frisches Brot und von meiner Mutter gemachte Marmelade gegessen.
  3. Ich habe in der Küche gefrühstückt, mein Zimmer aufgeräumt und bin in die Stadt gegangen.

Für das Beispiel (3) lässt sich die Kommasetzung natürlich auch mit den Regeln zur Zeichensetzung zwischen Sätzen begründen. Interessierte sollten aber wissen, dass man auch Teilsätze aufzählen kann.

Beispiele für Aufzählungen unverbundener, gleichwertiger Glieder

Prädikate

Subjekte

Objekte

Adverbialbestimmungen

Attribute

Wiederholungen als besonderer Fall von Aufzählungen

Wiederholungen werden wie Aufzählungen behandelt, man setzt also ein Komma zwischen die einzelnen Wiederholungen:

Kopulative Konjunktionen in Aufzählungen

Zwischen die Glieder einer Aufzählung können kopulative Konjunktionen wie bald - bald, einerseits - andererseits, einesteils - anderenteils, halb - halb, jetzt - jetzt, ob - ob, teils - teils; auch, außerdem, ferner u. a. treten. Man setzt in diesem Fall ein Komma:

Grammatische Gleichwertigkeit der Aufzählungsglieder

Glieder einer Aufzählung sind grammatisch gleichwertig, sie sind von gleicher Art und Funktion (richtig: Ich brauche Butter und Marmelade. Das Wetter ist sonnig und trocken. falsch: Ich brauche Butter und sonnig. Das Wetter ist sonnig und Marmelade.).

Dadurch sind sie in der Regel in ihrer Position veränderbar, ohne dass sich die Bedeutung ändert (Ich brauche Butter, Brot und Marmelade. oder: Ich brauche Marmelade, Butter und Brot.) Man spricht in diesem Fall von Parataxe (Nebenordnung).

Bei der Kombination von mehreren Attributen mit Substantiven ist es jedoch möglich, dass die Glieder der Aufzählung nicht gleichwertig sind, weil das letzte Attribut mit dem Substantiv einen Gesamtbegriff bildet, dem das vorhergehende Attribut untergeordnet ist (Hypotaxe.) Man setzt dann kein Komma:

Man kann zwar sagen die letzten Ferien oder die großen Ferien, aber die großen letzten Ferien ist nicht bedeutungsgleich mit die letzten großen Ferien. Das liegt daran, dass die großen Ferien als Gesamtbegriff Sommerferien bedeuten.

Gute Hilfsmittel zum Erkennen von Gesamtbegriffen sind die Und-Probe und die Umstellprobe. Wenn man zwischen die Adjektive ein und setzen oder sie umstellen kann, ohne dass sich die Bedeutung verändert, dann handelt es sich nicht um einen Gesamtbegriff und es muss ein Komma gesetzt werden.

Zur Verdeutlichung zwei Beispiele:

Während sich Beispiel (1) auf die letzten Sommerferien bezieht, war Paul im Beispiel (2) in den Sommerferien und in den letzten Ferien, also zweimal am Meer. Was genau mit den letzten Ferien gemeint ist, hängt dabei vom Zeitpunkt ab, zu dem der Satz gesagt wird.

Die Tendenz zur Bildung eines Gesamtbegriffs mit dem Substantiv findet sich vor allem bei folgenden Gruppen von Adjektiven:

  1. Farb- und Stoffbezeichnungen
    • eine saubere weiße Schürze, eine saubere blaue Arbeitskombi, ein schöner grüner Wald
    • ein verziertes eisernes Tor, eine glänzende lederne Brieftasche, eine hohe steinerne Mauer
  2. Herkunfts- und Zugehörigkeitsbezeichnungen
    • dunkles böhmisches Bier, frischer russischer Kaviar, klarer polnischer Wodka
    • das ehemalige königliche Schloss, die ehemalige innerdeutsche Grenze, das neue städtische Theater
    • ein großer deutscher Philosoph, ein berühmter englischer Dramatiker, eine bekannte deutsche Tugend
    • eine neue chemische Verbindung, eine wichtige grammatische Regel, der neue französische Stürmer
  3. Adjektive wie alt, jung, klein
    • ein netter junger Mann, eine fröhliche junge Dame, ein spielender junger Hund
    • der böse alte Mann, eine freundliche ältere Dame, die knorrige alte Weide am Weiher
    • ein süßer kleiner Hund, ein himmlisches kleines Kätzchen, ein niedlicher kleiner Rottweiler

Bei Umstellung der Attribute in diesen Beispielen wird der Gesamtbegriff aufgehoben und die Nebenordnung der Adjektive durch Komma angezeigt: ein junger, netter Mann, ein niedlicher, kleiner Rottweiler usw.

Bedeutungsdifferenzierung

Durch das Setzen oder Nichtsetzen eines Kommas kann sich der Sinn einer Aussage ändern. Zum Beispiel:

Im Satz (1) ist das Kleid aufgrund des Kommas neu und blau, während im Satz (2) Marie auch ein altes blaues oder ein anderes blaues Kleid haben muss, aber im Moment trägt sie eben das neue blaue Kleid. Ob das Komma zu setzen ist oder nicht, hängt hier also davon ab, was der Schreibende ausdrücken will. Die Zeichensetzung kann also vom Kontext abhängen, der natürlich bekannt sein muss.

Interessierte können sich überlegen, wie sich die Bedeutung in den folgenden Beispielen ändern würde, wenn man sie mit Komma schriebe: