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VWL-Trainer: Hinweise zu den Aufgaben zum Nachlesen

3.12 Preisbildung im vollkommenen Angebotsoligopol (einfach-geknickte-Preis-Absatz-Funktion) - Multiple Choice

Die Aufgaben

Mit Hilfe eines Multiple-Choice-Tests können Fragen rund um das Thema unvollkommenes Polypol mit folgenden Schwerpunkten geübt werden:

Hinweis: Um die Preisbildung im unvollkommenen Polypol zu verstehen, ist die genaue Kenntnis der Bedingungen des vollkommenen Marktes unerlässlich (siehe Thema 3.5 Vollkommene und unvollkommene Märkte ff.).

Bitte beachten Sie: Die einzelnen Aufgaben werden zur Laufzeit generiert. Dabei gibt es zu jeder Frage mehrere sprachlich und inhaltlich unterschiedliche Varianten. Das heißt, dass sich die Tests beim wiederholten Üben unterscheiden. Es ändert sich die Reihenfolge der Fragen, die Reihenfolge der Distraktoren in der jeweiligen Frage und es gibt unterschiedliche Formulierungen der Fragen und der Distraktoren. Es hat also keinen Sinn, sich zu merken, dass bei Frage 1 die Antwort 2 richtig ist usw., sondern man muss jedes Mal die Fragestellung neu erfassen und beantworten.

Zu den einzelnen Antworten erhalten Sie bei der Kontrolle weiterführende Erläuterungen.

Preisbildung im unvollkommenen Angebotsoligopol

Die Normalnachfrage stellt die mögliche Angebots-Nachfrage-Beziehungen dar, die in einem polypolen Markt unter vollkommenen Bedingungen herrschen würden.

Zur Erinnerung (s. Thema 3.5): Bei einem vollkommenen Angebotsoligopol gelten wie bei allen vollkommenen Märkten folgende Prämissen (Voraussetzungen) am Markt:

Würde mindestens eine Prämisse nicht vorliegen, so wäre das Oligopol unvollkommen.

Darüber hinaus ist ein Angebotsoligopol dadurch gekennzeichnet, dass es am Markt nur wenige Anbieter gibt. Aber Achtung: Damit ein Angebotsoligopol und kein Angebotsmonopol vorliegt, muss es mindestens zwei Anbieter geben. Ein solches Angebotsoligopol wird auch als Duopol bezeichnet. Ab welcher Anbietergröße ein Angebotsoligopol zu einem Polypol wird, ist in der Literatur nicht eindeutig definiert. (siehe auch: Albers, H. J.: Volkswirtschaftslehre, 9. Auflage Haan-Gruiten, 2011, S. 154.)

Gibt es nur sehr wenige Anbieter, so spricht man von einem engen Angebotsoligopol (ca. bis 5 Anbieter). Existieren dagegen mehr Anbieter am Markt, so liegt ein weites Angebotsoligopol vor.

In einem oligopolistisch strukturierten Markt ist der Marktanteil eines einzelnen Oligopolisten in der Regel höher als im Polypol. In der Alltagsrealität tritt das Angebotsoligopol mit polypolistischer Nachfrage (d. h. es gibt viele Nachfrager) häufig auf (s. Thema 3.6).

Preisvariationen im Angebotsoligopol

Ein Angebotsoligopolist hat im Markt grundsätzlich drei Preisgestaltungsmöglichkeiten. Die bei der Beschreibung verwendeten Preise P1, P2 und P3 beziehen sich dabei auf die weiter unten folgende Graphik zur einfach geknickten Preis-Absatz-Funktion.

1. Preissenkung (P1)

Liegt ein nahezu vollkommener Markt vor und setzt ein Angebotsoligopolist den Preis eines Gutes herab, so werden die übrigen Konkurrenten wahrscheinlich ebenso die Preise herabsetzen, wenn sie nicht viele Kunden verlieren wollen. Wie schnell die Konkurrenz die Preise ebenso senkt, hängt von der Vollkommenheit des Marktes ab. Je vollkommener der Markt (z. B. sehr hohe Preistransparenz, Güterhomogenität usw.), desto notwendiger wäre die schnelle Preissenkung, um nicht Marktanteile zu verlieren.

Durch diese gleichförmigen Preissenkungen aller Oligopolisten würde sich der Absatz des ersten preissenkenden Oligopolisten nicht verbessern. Der Anbieter gewinnt nur die Menge hinzu, die dem Volumen einer normalen Nachfragekurve bei sinkenden Preisen entspricht.

Typischerweise wird ein Angebotsoligopolist daher seinen Preis nicht senken, es sei denn, er möchte eine ruinöse Konkurrenz initiieren (Marktverdrängungspolitik). In der Regel wird ein Unternehmen diese aggressive Preispolitik jedoch nur dann vornehmen, wenn es durch eine bestimmte Unternehmensgröße rentabel werden kann und daher wachsen muss.

Etwas anders sieht das Preisverhalten der Oligopolisten aus, wenn die Oligopolisten ein gleiches Gut mit vielen Variationen anbieten (z. B. Form, Farbe, Qualität). Durch die Unterschiedlichkeit der Produkte entstehen oftmals Präferenzen seitens der Verbraucher. Oligopolisten versuchen mittels des Marketings diese Präferenzen noch zu verstärken. Ergebnis ist, dass Verbraucher dem teuren Produkt auch bei Preissenkungen der Konkurrenz treu bleiben. Der Angebotsoligopolist kann dadurch in Maßen aktive Preispolitik, d. h. unabhängig von den Preisen der Konkurrenz, durchführen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch davon, dass der Oligopolist sich einen monopolistischen Preisspielraum geschaffen hat.

Beispiel Sportschuhe – heterogenes Gut

Schafft es ein Oligopolist, seinen Sportschuh zu differenzieren (z. B. durch eine unterschiedliche Sohle im Vergleich zur Konkurrenz) und/oder vermarktet er diesen Unterschied beim Sportschuh geschickt und weckt damit Präferenzen, so muss er bei Preissenkungen der Konkurrenz nicht zwangsläufig seinen Preis senken, um seine Nachfrage zu erhalten (siehe auch: unvollkommenes Polypol mit monopolistischem Preisspielraum, Thema 3.11).

2. Preiserhöhung (P2)

Setzt ein Angebotsoligopolist seinen Preis herauf, so werden die Konkurrenten wahrscheinlich nicht mit einer Preiserhöhung nachziehen. Je höher der Grad der Marktvollkommenheit, desto schneller werden sich die Nachfrager dem preiserhöhenden Angebotsoligopolisten abwenden und der Konkurrenz zuwenden.

Ist ein Angebotsoligopolist jedoch Preisführer, d. h. besitzt er sehr viel Marktmacht (z. B. über Marktanteile am Markt), so folgen die anderen Angebotsoligopolisten dem preiserhöhende Oligopolisten häufig mit eigenen Preiserhöhungen.

3. Preisstarrheit (P3)

Aufgrund der für die Angebotsoligopolisten negativen Folgen bei Preissenkungen und -erhöhungen halten sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ihre Preise am Markt starr bzw. stabil. Der Preiskampf weicht einer Schlafmützenkonkurrenz. Damit werden Umsatzrückgänge und ruinöse Konkurrenzkämpfe vermieden.

Preisbewegungen, wenn überhaupt, finden unter diesen Voraussetzungen eher als ein Parallelverhalten aller Oligopolisten statt. Entweder aus Zwang, weil ein Oligopolist den Preis senkt und die anderen Oligopolisten nachziehen müssen, um am Markt bestehen zu können, oder weil ein Oligopol Marktführer ist und die anderen Oligopolisten im Wandschatten des einen Oligopolisten ebenso die Preise erhöhen. Ein weiterer Grund für Parallelverhalten sind beispielsweise Preisänderungen auf dem Weltmarkt, die alle Oligopolisten betreffen (z. B. Preisschwankungen bei Rohstoffen).

Die Preisbildung in einem Angebotsoligopol lässt sich grafisch wie folgt darstellen:

Abbildung: Nachfragefunktion im Angebotsoligopol

Abbildung: Nachfragefunktion imun vollkommenen Angebotsoligopol

Hinweis: Der Knick entsteht aufgrund der unterschiedlichen Elastizitäten in den Bereichen von Preis 1 und Preis 2. Die Normalnachfrage stellt die mögliche Angebots-Nachfrage-Beziehungen dar, die in einem Polypol unter vollkommenen Bedingungen herrschen würden.

Eine Preiserhöhung auf einem wirklich vollkommenen Markt müsste dazu führen, dass der Absatz des Anbieters mit dem erhöhten Preis (P2) sofort auf null zurückgeht. In manchen Lehrwerken wird das aber nicht thematisiert und auch graphisch nicht so dargestellt.

Beispiel: Tankstellen verkaufen Benzin

Der Benzinmarkt ist ein Markt mit hoher Vollkommenheit. Er ist transparent, die Nachfrager haben nahezu keine Präferenzen gegenüber dem Produkt Benzin und das Gut Benzin ist mit Ausnahme einiger Zusätze, die in der Regel für viele Verbraucher nicht in die Kaufentscheidung einfließen, fast homogen bzw. gleichartig. Der Benzinmarkt ist oligopolistisch mit polypolistischer Nachfrage (Aral, Shell usw. gegenüber vielen Nachfragern) strukturiert.

Erhöht eine Tankstellenkette den Preis für das Benzin (P2), so werden viele Nachfrager zu anderen Tankstellen bzw. der Konkurrenz wechseln. Die preiserhöhende Tankstelle verliert überproportional Umsatz. Senkt dagegen eine Tankstelle den Preis (P1), so werden wahrscheinlich die anderen Tankstellen nachziehen, weil sie nicht den Umsatz an die preiserhöhende Tankstelle verlieren möchten. Alle Tankstellen haben bei Preis P1 einen geringeren Umsatz, wenn die Elastizität der Nachfrage in diesem Bereich unter 1 liegt.

Aus den oben genannten Gründen verharren die Preise auf Punkt der Preisstarrheit (P3).

Würde sich dagegen der Weltmarktpreis für das Öl und damit indirekt auch für das Benzin erhöhen, ziehen die Tankstellen ihre Preise im Parallelverhalten an, d. h. sie beobachten sich gegenseitig und legen dann die Preise ähnlich der Konkurrenten fest. Die einzelnen Oligopolisten versuchen, das Handeln der anderen Angebotsoligopolisten zu antizipieren (gedanklich vorwegzunehmen) und dann zu handeln bzw. den Preis anzupassen.

In diesem Fall wirkt sich die Veränderung des Weltmarktpreises auf die Handlungsgrundlage aller Teilnehmer aus. Deshalb ist davon auszugehen, dass jeder Angebotsoligopolist annimmt, dass auch die anderen die Preise anziehen und er somit ohne Gefahr die eigenen Preise ebenfalls anheben kann (siehe auch: Albers, H. J.: Volkswirtschaftslehre, 9. Auflage, Haan-Gruiten, 2011, S. 156).

An dieser Stelle sei darauf verwiesen, dass in vielen Prüfungen der Volkswirtschaftslehre das Tankstellenbeispiel verwendet wird, da es exemplarisch für die einfach geknickte Preis-Absatz-Funktion steht.

Kartellabsprachen (Preise/Mengen) und Preisführerschaft

Die Gefahr von Preis- und/oder Mengenabsprachen unter den Angebotsoligopolisten steigt mit sinkender Anzahl der Oligopolisten. Sind nur zwei Angebotsoligopolisten am Markt (so genanntes Duopol) so ist eine Absprache einfacher als beispielsweise unter zwölf Angebotsoligopolisten. Preisabsprachen sind in Deutschland jedoch verboten (siehe http://www.bundeskartellamt.de/DE/Kartellverbot/kartellverbot_node.html). Trotzdem werden immer wieder Fälle von Absprachen zwischen Unternehmen bekannt, die zu hohen Strafen führen.

Für die Verbraucher sind Angebotsoligopole oft nachteilig, da sich die Preise aufgrund verbotener und geheim durchgeführter Absprachen erhöhen können. Das gilt ebenso für das Vereinbaren von Mengenobergrenzen, die zu erhöhten Preisen führen. Ein Parallelverhalten aller Angebotsoligopolisten (= Orientierung am Preisführer) ist für Verbraucher ebenfalls schädlich. Sie erleiden dadurch einen so genannten volkswirtschaftlichen Wohlfahrtsverlust und den Unternehmen fließen Extragewinne zu, die verglichen mit der Situation auf einem vollkommenen polypolen Markt nicht leistungsgerecht sind.

Übersicht möglicher Verhaltensweisen im Angebotsoligopol

kooperatives Verhalten
friedliche Strategie
unkooperatives Verhalten
aggressive Strategie
Preis­starr­heit
Schlaf­mützen­konkurrenz
Preis­führer­schaft (Parallel­verhalten)Preis-/Men­genabsprachen => verbotenVerdrängungs­wettbewerb
ruinöse Konkur­renz

Viel Erfolg beim Üben.