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VWL-Trainer: Hinweise zu den Aufgaben zum Nachlesen

2.1 Wirtschaftskreislauf - Multiple Choice

Die Aufgaben

Mit Hilfe eines Multiple-Choice-Tests können Fragen zum Thema Wirtschaftskreislauf mit folgenden Schwerpunkten geübt werden:

Didaktisch-methodische Hinweise: In vielen Lehrwerken wird der Sektor Kapitalsammelstelle zur Vereinfachung als Bank bezeichnet. Wir folgen in unseren Darstellung dieser Vorgehensweise, da auch in vielen Prüfungen die Bezeichnung Bank den Sektor Kapitalsammelstelle bezeichnet. Der Begriff Kapitalsammelstelle ist jedoch der fachlich korrekte Begriff, da Geld nicht nur auf der Bank, sondern zum Beispiel auch in eigenständigen Finanzierungsgesellschaften oder auch Versicherungen angelegt werden kann.

Darüber hinaus haben wir entlang der üblichen Lehrwerke eine Übersicht über mögliche Geldströme im Wirtschaftskreislauf zusammengestellt. Ergänzend ist zur inhaltlichen Vollständigkeit der Abschnitt zum evolutorischen (wachsenden) Wirtschaftskreislauf. Dieser Inhalt ist nicht Teil der Übungsaufgaben.

Bitte beachten Sie: Die einzelnen Aufgaben werden zur Laufzeit generiert. Dabei gibt es zu jeder Frage mehrere sprachlich und inhaltlich unterschiedliche Varianten. Das heißt, dass sich die Tests beim wiederholten Üben unterscheiden. Es ändert sich die Reihenfolge der Fragen, die Reihenfolge der Distraktoren in der jeweiligen Frage und es gibt unterschiedliche Formulierungen der Fragen und der Distraktoren. Es hat also keinen Sinn, sich zu merken, dass bei Frage 1 die Antwort 2 richtig ist usw., sondern man muss jedes Mal die Fragestellung neu erfassen und beantworten.

Zu den einzelnen Antworten erhalten Sie bei der Kontrolle weiterführende Erläuterungen.

Modell des Wirtschaftskreislaufs

Das Modell des Wirtschaftskreislaufs zeigt die Geld- und Güterströme zwischen einzelnen Akteuren (z. B. dem Staat und den Unternehmen) innerhalb einer Volkswirtschaft und die sich daraus ergebenden Verflechtungen. Das Modell ist eine vereinfachte Darstellung der Wirklichkeit zum Verständnis komplexer Sachverhalte.

So fasst u. a. das Modell die Gruppen der Akteure (Unternehmen, Haushalte, Banken, ...) zu Sektoren zusammen. Dadurch sind zum Beispiel einzelne Unternehmen einschließlich ihrer Geldströme im Modell nicht sichtbar, sondern es werden nur zusammengefasste (aggregierte) Geldströme aller Unternehmen aufgezeigt.

1. Einfacher Wirtschaftskreislauf

Anhand des nachfolgenden Beispiels soll das Modell eines einfachen Wirtschaftskreislauf veranschaulicht werden. Als einfacher Wirtschaftskreislauf wird ein Kreislauf bezeichnet, der nur die Beziehungen zwischen den Unternehmen und Haushalten betrachtet.

Beispiel: Angelrutenherstellung in Miniland

In einem kleinen Miniland mit einer sehr kleinen Volkswirtschaft gibt es nur ein Unternehmen (U) und vier Haushalte (HH).

Die Mitglieder von zwei Haushalten arbeiten als Arbeitnehmer (Produktionsfaktor Arbeit) im Unternehmen und erhalten hierfür jeweils einen Lohn in Höhe von 1000 Geldeinheiten (GE).

In einem Haushalt wohnt der Eigentümer des Unternehmens, der auch gleichzeitig der Chef der drei Mitarbeiter ist. Als Einkommen erhält der Chef einen Gewinn aus dem Unternehmen in Höhe von 500 GE.

Ein Haushalt stellt dem Unternehmen Grund und Boden (Produktionsfaktor Boden) gegen eine Pacht in Höhe von 600 GE zur Verfügung.

Von den Einkommen kaufen sich die Haushalte regelmäßig Angelruten (Konsum = 2100 GE).

Abbildung: einfacher Wirtschaftskreislauf in Miniland

Abbildung: einfacher Wirtschaftskreislauf in MinilandHaushalte (HH)Unternehmen (U)Geldstrom (Konsumausgaben: Bezahlen der Angelruten)Güterstrom (Bereitstellen der Angelruten)Produktionsfaktoren: Arbeit und BodenGeldstrom (Einkommen: Arbeits-, Pacht- und Gewinneinkommen)

Hinweis: Zur Vereinfachung werden die Geldbeträge nicht dargestellt.

Die vier Haushalte werden zu einem Sektor Haushalte (HH) und das Unternehmen zu einem Sektor Unternehmen (U) zusammengefasst. Gleiches gilt auch für die Geld- und Güterströme. Auch hier wird nicht jeder einzelne Kauf durch einen Pfeil dargestellt. In der Volkswirtschaftslehre wird in diesem Zusammenhang von einer Aggregation (Zusammen­fassung) gesprochen. Damit stellt das Modell eine Vereinfachung gegenüber der Wirklichkeit in Miniland dar und erhöht somit die Verständlichkeit der ökonomischen Verflechtung.

In Lehrwerken und auch in Prüfungen ist es üblich, dass ausschließlich die Geldströme im Wirtschaftskreislauf dargestellt werden.

Abbildung: einfacher Wirtschaftskreislauf in Miniland ohne Güterströme und mit Geldeinheiten

Abbildung: einfacher Wirtschaftskreislauf in Miniland ohne Güterströme und mit GeldeinheitenHaushalte (HH)Unternehmen (U)Geldstrom (Konsum Angelruten: 2100 GE)Geldstrom (Einkommen: Lohn 1000 GE, Gewinn: 500 GE, Pacht: 600 GE)

Der dargestellte Geldkreislauf verdeutlicht, dass der in die Haushalte hineinfließende Geldstrom in seiner Höhe genauso groß wie der hinausfließende Geldstrom ist. Das gilt auch für den Sektor Unternehmen. Zudem gilt im Modell des Wirtschaftskreislauf grundsätzlich, dass kein Geld innerhalb der Sektoren gespart wird

Hinweis: Das Modell arbeitet mit dem Menschenbild des homo oeconomicus. Das bedeutet, dass jedes Mitglied innerhalb der Sektoren seine Tätigkeiten jederzeit nach den Handlungsgrundsätzen des Minimal- und Maximalprinzips ausrichtet (siehe Thema 1.3 Wirtschaften, Minimal- und Maximalprinzip). Daher legt zum Beispiel jedes Mitglied der Haushalte seine Spareinlagen immer zinsbringend an. Das bedeutet zwingend, dass modellhaft kein Geld innerhalb des Sektors Haushalte gespart bzw. angelegt wird.
Übersicht aller möglichen Einkommen innerhalb eines Wirtschaftskreislaufs
Bestandteile des Einkommens (Y)
Arbeit (Arbeitseinkommen)Boden (Besitzeinkommen)Kapital (Besitzeinkommen)Unternehmertätigkeit
Lohn/GehaltGrundrente (Pacht)Mietzins (Sachkapital), Zins (Geldkapital)Unternehmergewinn
FaktoreinkommenResteinkommen

Hinweis: In der Volkswirtschaftslehre wird für die Summe aller Einkommen häufig die Abkürzung Y (altenglisch Yield = Geld) verwendet.

Das volkswirtschaftliche Einkommen ist daher nicht mit dem umgangssprachlichen Arbeitseinkommen gleichzusetzen, die volkswirtschaftliche Definition ist umfassender.

2. Erweiterter und offener Wirtschaftskreislauf

Wird der Wirtschaftskreislauf um die Sektoren Staat und Banken ergänzt, so liegt ein erweiterter Wirtschaftskreislauf vor. Ist die Volkswirtschaft offen, d. h. sie steht mit dem Ausland in Verflechtung, so liegt ein offener Wirtschaftskreislauf vor.

Beispiel: Die Wirtschaft in Miniland

In einem kleinen Miniland mit einer sehr kleinen Volkswirtschaft gibt es drei Unternehmen und 10 Haushalte.

Die Mitglieder von 7 Haushalten arbeiten als Arbeitnehmer (Produktionsfaktor Arbeit) in den Unternehmen und erhalten hierfür jeweils einen Lohn in Höhe von jeweils 5 Geldeinheiten (GE).

In drei Haushalten wohnen die Eigentümer der Unternehmen, die auch gleichzeitig Chefs der sieben Mitarbeiter sind. Als Einkommen erhalten die Chefs jeweils einen Gewinn aus den Unternehmen in Höhe von 50 GE.

Ein Haushalt stellt den Unternehmen Grund und Boden (Produktionsfaktor Boden) gegen Entgelt (Pacht 15 GE) zur Verfügung.

Insgesamt haben die Haushalte Konsumausgaben in Höhe von 150 GE.

Die Unternehmen zahlen Steuern (z. B. Grundsteuer) in Höhe von 200 GE an den Staat und erhalten gleichzeitig 100 GE an Subventionen.

Die Haushalte erhalten 200 GE an Transferleistungen (z. B. Kindergeld) vom Staat und zahlen ihrerseits 100 GE an Steuern.

Darüber hinaus sparen die Haushalte 350 GE bei der Bank und erhalten dafür 200 GE Zinsen.

Die Unternehmen nehmen ihrerseits 350 GE Kredite auf und zahlen 200 GE an Zinsen.

Die Unternehmen exportieren in Höhe von 200 GE Waren ins Ausland und importieren ihrerseits für 200 GE Waren.

Abbildung: erweiterter und offener Wirtschaftskreislauf in Miniland

Abbildung: erweiterter und offener Wirtschaftskreislauf in MinilandStaat (S)Haushalte (HH)Unternehmen (U)Banken (B)Ausland (A)Steuern: 100 GETransferleistungen: 200 GESubventionen: 100 GESteuern: 200 GEKonsum (C): 150 GEEinkommen (Y): 200 GESparen (S): 350 GEZinsen: 200 GEZinsen: 200 GEKredit: 350 GEImport: 200 GEExport: 200 GE

Auch in diesem Modell ist die Höhe der Geldzuflüsse und Geldabflüsse in jedem Sektor gleich hoch. Die Einkommens­summe (Y) setzt sich aus allen Einkommen zusammen (35 GE Arbeitseinkommen + 15 GE Pachteinkommen + 150 GE Gewinneinkommen = 200 GE).

3. Mögliche Anlässe für Geldströme im Wirtschaftskreislauf

Geldströme im erweiterten und offenen Wirtschaftskreislauf in den Übungen
AnlässeGeldabflüsseGeldzuflüsse
Arbeitseinkommen (Löhne/‌Gehälter)UnternehmenHaushalte
Pachteinkommen (z. B. Grundstücke)UnternehmenHaushalte
Mieteinkommen (z. B. Hallenvermietung)UnternehmenHaushalte
Zinseinkommen (z. B. Anleihen an Unternehmen oder Zinserträge bei der Bank)Unternehmen/BankenHaushalte/Unternehmen
Gewinnentnahmen (z. B. durch Eigentümer einer Personengesellschaft)UnternehmenHaushalte
Transfereinkommen (z. B. Bürgergeld, Kindergeld)StaatHaushalte
Staatliche Subventionen (z. B. Subvention zum Bau einer Lagerhalle)StaatUnternehmen
Steuern der Haushalte (z. B. Einkommenssteuer, Grundsteuer, Kfz-Steuer)HaushalteStaat
Steuern der Unternehmen (z. B. Gewerbesteuer, Grundsteuer, Kfz-Steuer)UnternehmenStaat
Spareinlage durch die HaushalteHaushalteBanken
Spareinlage durch die UnternehmenUnternehmenBanken
Spareinlage durch den StaatStaatBanken
Kreditaufnahme durch die HaushalteBankenHaushalte
Kreditaufnahme durch die UnternehmenBankenUnternehmen
Kreditaufnahme durch den StaatBankenStaat
Konsum durch die HaushalteHaushalteUnternehmen
Unternehmen importieren Waren oder DienstleistungenUnternehmenAusland
Unternehmen exportieren Waren oder DienstleistungenAuslandUnternehmen
Staat zahlt Entwicklungshilfe an das AuslandStaatAusland

4. Exkurs: Evolutorische (wachsende) Wirtschaft – Funktion des Sektors Bank

Grundsätzlich kann eine Wirtschaft wachsen, wenn es Nettoinvestitionen gibt, welche den Kapitalstock (z. B. Maschinen, Gebäude) erhöhen. Nettoinvestitionen sind das Ergebnis der Bruttoinvestitionen minus Ersatzinvestitionen.

Ersatzinvestitionen erhöhen nicht den Kapitalstock, sondern ersetzen ein Gut aus dem Kapitalstock (z. B. Kauf einer neuen Maschine als Ersatz für eine kaputte Maschine).

Nettoinvestitionen erfordern jedoch Spargelder, die von den Banken als Kredite ausgegeben werden. Hier wird deutlich, dass ohne Konsumverzicht die Volkswirtschaft nicht über Nettoinvestitionen wachsen kann.

Zur Visualisierung wird eine evolutorische (wachsende) Wirtschaft einschließlich des Sektors Bank dargestellt, bei der die Sparsumme gleich der Nettoinvestition ist.

Abbildung: geschlossener Wirtschaftskreislauf ohne staatliche Aktivität

Abbildung: geschlossener Wirtschaftskreislauf ohne staatliche AktivitätHaushalte (HH)Unternehmen (U)Konsum (C): 150 GEEinkommen (Y): 1000 GEBanken (B)Sparen: 350 GEKredite für Investitionen (I):350 GEEinkommen (Y) = Konsum (C) + Sparen (S)Einkommen (Y) = Konsum (C) + Investition (I)nettoY = C + SY = C + InettoC + S = C + InettoS = InettoWachstum durch Investitionen

Quelle: In Anlehnung an HOT, Ausgabe 03/ 2001, Troisdorf

Viel Erfolg beim Üben.